Woher kommt eigentlich der Adventskalender?

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Jedes Jahr wird der Adventskalender von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen geliebt. Er ist zu einer der beliebtesten Traditionen in der Adventszeit geworden. Adventskalender, ob mit leckerer Schokolade, kleinen Geschenken oder aufregendem Spielzeug gefüllt, sind zu einem festen Bestandteil des Countdowns bis Weihnachten geworden. Ob selbst gebastelt, gekauft oder geschenkt, wichtig ist, dass sie die Wartezeit bis zum Heiligen Abend verkürzen. Auch die Adventskalender 2023 sind schon in den Startlöchern, um Groß und Klein auf Weihnachten einzustimmen.

Die frühen Anfänge des Adventskalenders

Die Geschichte des Adventskalenders begann 1838, als Johann Heinrich Wichern, der Leiter des evangelischen Knabenerholungsheims "Rauhes Haus" in der Nähe von Hamburg, einen Weg finden wollte, die verbleibenden Tage bis Weihnachten darzustellen. Er benutzte ein altes Wagenrad und einen Holzkranz und fügte 20 kleine rote Kerzen und vier große weiße Kerzen hinzu. Jeden Tag zündeten die Kinder während der täglichen Andacht eine rote Kerze an und an den Adventssonntagen zusätzlich eine weiße Kerze.

Während die Katholiken tägliche Adventsandachten in der Kirche abhielten, konzentrierten sich die Protestanten mehr auf Familientreffen, das Lesen von Bibeltexten, Beten und Singen von Liedern. Protestantische Eltern wollten jedoch die Zeit bis zum Heiligen Abend für ihre Kinder greifbarer machen und ihre Vorfreude auf die Geburt Jesu Christi steigern. Dies veranlasste sie, um 1840 etwas zu schaffen, das schließlich als Adventskalender bekannt wurde. Somit gehörte fortan der Adventskalender zu den weihnachtlichen Traditionen, so wie der Verzehr von Christstollen und das Backen von Plätzchen.

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Die Weihnachtszeit ohne Adventskalender ist für die meisten inzwischen unvorstellbar.

Adventskalender in vielen verschiedenen Varianten

Es wurden verschiedene Methoden entwickelt, um den Countdown bis Weihnachten zu markieren. Eine gängige Praxis war, dass Familien 24 weihnachtliche Bilder an die Wand hängten oder Kreidestriche an die Tür malten, wobei jeder Strich für einen Sonntag stand. Die Kinder radierten dann jeden Tag eine Linie aus. Eine andere beliebte Tradition waren selbstgebastelte Adventsbäume, an denen die Kinder kleine Fähnchen oder Sterne mit Bibelversen anbrachten.

Manche Familien zündeten jeden Tag eine Kerze an, um die Ankunft von Jesus Christus als Licht der Welt zu symbolisieren. Selbst in katholischen Familien wurden Adventskalender eingeführt, bei denen die Kinder jeden Tag einen Strohhalm in die Krippe legen durften, wenn sie brav waren, sodass bis zum Heiligen Abend ein weiches Bett für das Jesuskind entstand. In Österreich entstand eine besondere Form des Adventskalenders, die "Himmelsleiter", bei der das Christkind jeden Tag eine Sprosse einer Leiter hinabstieg, was die Menschwerdung Gottes durch Jesus Christus symbolisierte.

Skandinavien übernahm die Adventskerze, die in 24 Abschnitte eingeteilt war, wobei die Familien die Kerze jeden Tag bis zur nächsten Markierung brennen ließen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden "Weihnachtsuhren" beliebter, deren Scheiben in 12 oder 24 Abschnitte unterteilt waren, wobei jeder Unterabschnitt mit Liedtexten oder Bildern geschmückt war. Jeden Tag wurde ein Zeiger auf der Uhr vorwärts bewegt.

Der Adventskalender wird zum ersten Mal gedruckt

Der erste gedruckte Adventskalender wurde 1902 von der evangelischen Buchhandlung Friedrich Trümpler in Hamburg herausgegeben. Er enthielt eine Weihnachtsuhr mit den Zahlen 13 bis 24. Später, im Jahr 1922, hatten die Uhren 24 Felder. Der anfängliche Preis betrug 50 Pfennig. Gerhard Lang, ein Verleger aus München, zog ein Jahr später mit seinem Kalender "Im Lande des Christkinds" nach. Dieser Kalender enthielt 24 Bilder zum Ausschneiden und Einkleben in dafür vorgesehene Fenster, mit einem Bild des Christkinds am Heiligabend.

Reinhold & Lang, eine lithografische Anstalt, veröffentlichte bis in die 1930er-Jahre verschiedene künstlerische Werke, die in vielen Variationen erschienen, darunter auch der erste Adventskalender in Blindenschrift. Langs Leidenschaft und innovative Ideen führten zu Kalendern wie dem "Christkindleinhaus zum Füllen mit Schokolade", Kalendern mit zerbrechlichen Füllungen und Kalendern mit Türen zum Öffnen. Angeblich wurde er von seiner Mutter inspiriert, die ihm 24 "Wibele" auf Pappe nähte, damit er als Kind jeden Tag eines essen konnte.

Langs Engagement für Qualität und Liebe zum Detail trug zu höheren Auflagen bei und zog andere Verlage an, die in den Markt eintraten, wodurch der Adventskalender noch beliebter wurde. Die Version mit Klappfenstern, die Bilder enthielten, wurde besonders beliebt. Doch schließlich beugte sich Lang dem Preisdruck und stellte die Produktion 1940 ein. Ohne ihn hätte der Adventskalender, wie wir ihn heute kennen, nicht eine so weitreichende Geschichte.

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In der heutigen Zeit werden Adventskalender auch gerne selbst gebastelt.

Der Nationalsozialismus verändert alles

Während der Zeit des Nationalsozialismus war die Regierung bestrebt, christliche Weihnachtstraditionen aus dem öffentlichen Leben zu entfernen. Als der Krieg ausbrach, wurde die Veröffentlichung von Zeitungen in Deutschland eingeschränkt, gefolgt von einem Verbot der kirchlichen Presse und der Einstellung des Drucks von Bildkalendern, da sie als unwichtig für die Kriegsanstrengungen angesehen wurden.

 Adventskalender erfreuten sich jedoch weiterhin großer Beliebtheit. Um dem entgegenzuwirken, gab das Hauptkulturamt der Reichspropagandaabteilung eine Broschüre mit dem Titel "Vorweihnachten" heraus. Diese Broschüre enthielt eine Sammlung nationalsozialistischer Weihnachtslieder, Rezepte für Sinngebäck und Bastelanleitungen für hölzernen Christbaumschmuck in Form von Runen und Sonnenrädern. Außerdem enthielt es Anleitungen für die Gestaltung eines "Weihnachtsgärtleins", das die traditionelle Krippe unter dem Weihnachtsbaum ersetzen sollte.

Mit der Entwicklung der Kriegssituation nahm der Kalender ab 1942 zunehmend militärische Themen auf. Die Bilder im Kalender wurden angepasst, um die spezifischen militärischen Bedingungen an der Front darzustellen.

Die Entwicklung des Adventskalenders bis heute

Mit dem Untergang des Nationalsozialismus kam der Wunsch nach christlichen Werten und traditionellen Bräuchen wieder auf. Bereits zu Weihnachten 1945 begannen Unternehmen, die die Zerstörung überlebt hatten und Zugang zu Papier hatten, mit der Produktion von Adventskalendern mit den traditionellen Motiven. Dies markierte den weltweiten Durchbruch des Adventskalenders. Richard Sellmer begann 1946 in Stuttgart mit der Herstellung von Adventskalendern, die aufgrund der hohen Nachfrage in Deutschland schnell auch in Großbritannien und den USA populär wurden.

 In den 1950er-Jahren wurden Adventskalender sehr populär und waren fast überall erhältlich. Sie wurden in Massenproduktion hergestellt und erschwinglich. Die Designs zeigten vor allem romantische, verschneite Städte, und hinter dem 24. Türchen befand sich meist eine Krippenszene. Außerdem gewannen handgemalte Adventskalender, die von verschiedenen Künstlern gestaltet wurden, an Bedeutung.

 1958 erschien der erste Schokoladen-Adventskalender, der seither neben den Spielzeug- und Bild-Adventskalendern zu den beliebtesten gehört.

 Seit einigen Jahren sehr beliebt sind individuell gestaltete Foto-Adventskalender, die mit eigenen Fotos ausgestattet und sowohl ohne als auch mit Schokolade in vielen Variationen hauptsächlich online angeboten werden.

Auch Foto-Adventskalender haben in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen. Der Trend zu selbstgebastelten Adventskalendern hat zugenommen. Die skandinavische Idee, Jutesäcke an einer Leine aufzuhängen, ist besonders beliebt geworden. Diese individuellen Adventskalender werden mit großer Leidenschaft gebastelt, da die Menschen ihre eigenen Ideen entwickeln und umsetzen.