Die Hirten

Gefunden auf www.weihnachtsstadt.de
  1. Hauptseite
  2. Gedichte
  3. Besinnlich
  4. Die Hirten
von Werner Bergengruen (1892-1964)

Es roch so warm nach den Schafen,
da sind sie eingeschlafen.
O Wunder was geschah;
es ist eine Helle gekommen,
ein Engel stand da.

Sie haben sein Wort vernommen,
war schwer zu verstehen.
Sie mußten nach Bethlehem gehen
und sehen.

Sie haben vor der Krippen
aus runden Augen geschaut.
Sie stießen sich stumm die Rippen.
Einer hat sich gekraut,
einer drückte sich gegen die Wand,
einer schneuzte sich in die Hand
und wischte sich über die Lippen.

Aber Iwan Akimitsch, der vorne stand,
der den heimlichen Branntwein braut,
Ivan Akimitsch vom Wiesenrand,
Iwan Akimitsch hat sich endlich getraut,
hat dreimal gespuckt,
dreimal geschluckt,
dann sagte er laut:

"Wir haben nicht immer gut getan.
Du liebes Kind,
schau uns nur einmal freundlich an.
Geh, tu's geschwind."

Da war ihnen leicht, sie wußten nicht wie,
da fielen sie alle in die Knie,
da lachte das Kind und segnete sie.
Josef lächelte und Marie.