Zur Weihnachtszeit
Es war zur schönen Weihnachtszeit,
die Felder lagen tief verschneit.
Im Acker schlief in süßer Ruh
Das Korn und träumte dem Frühling zu,
und die Winternachmittagssonne stand
wie ein gelber Fleck an weißer Wand.
Da schritt ich dahin durch die blinkende Weite
Und summte ein Lied mir zum Geleite.
Umd wie ich so schritt auf heimlichen Wegen,
kam mir ein seltsamer Zug entgegen.
Ein Eselchen, ganz voll gepackt,
mit Schachteln und buntem Kram bepackt.
Das schritt dahin durch der Felder Ruh',
sein Hüter rief ihm bisweilen zu.
Ein Alter war's mit bärtigem Haar,
mit Runzelgesicht ganz sonderbar,
altmodischem Pelzkram sonst gut bei Kräften,
die Füße steckten in hohen Schäften.
Potz Blitz ---fiel mir auf einmal ein
Das muß doch der Gottesknecht Ruprecht sein.
Ich blickte ihm scharf in das bärt'ge Gesicht,
Gott grüß Alter kennst Du mich nicht?
Ich habe so oft Dein Loblied gesungen,
und all die Mädchen und all die Jungen,
die noch an Mutter's Rockzipfel hängen
oder sich in den Schulbänken drängen,
kennen Dich wie ihren großen Zeh,
doch hat Dich noch niemand hier draußen geseh'n.
Sonst kamst Du immer auf heimlichen Wegen
Uns erst in der hellen Stube entgegen.
Jetzt stehst Du da mit Haut und Haar
Und bist kein bißchen unsichtbar.
Mit Sack und Pack und netten Geschenken,
was soll ich Weihnachtsmann von Dir denken?
"So wie es mir zukommt, so ist's meine Art",
brummte der Alte und strich sich den Bart.
"Ich denke mir gern Überraschungen aus,
für heute mach'ich es außer dem Haus.
Komm mit, dann kannst Du etwas erleben,
das wird ein Extravergügen geben".
"Top" rief ich, "ich bin dabei,
Ich höre gern lustiges Kindergeschrei".
So zogen wir lustig zur Stadt.
Draußen vor dem Tor,
zog Ruprecht sein silbernes Pfeifchen hervor
und pfiff---
Ei, wie konnte der Alte pfeifen.
Jetzt lern'ich den Rattenfänger begreifen.
Aus allen Häusern Tür und Tor
Kamen wohl hundert Kinder hervor,
die schrieen "oh Ruprecht" und bitteten und baten
eins um ne'Kutsche, eins um Soldaten
eins um ein Büchlein, eins um ein Tüchlein
eins um ein Stöcklein, eins um ein Röcklein.
Und Ruprecht langte in seinen Sack
Und gab was es wünschte dem kleinen Pack.
Jeder konnte etwas erlangen,
doch die übermütigen Rangen
schrieen um Ruprecht und wollten mehr,
kletterten über das Eselchen her,
zogen den Alten an Rock und Kragen,
wollten ihm gar die Säcke wegtragen.
Da wurd'es dem Alten zu bunt---
Er nahm sein Zauberpfeifchen und---
schrill kam ein Ton.
Wie erschraken sie doch,
wurden ganz kleinlaut
man hörte nur noch
"Komm Fritzchen, Hans laß das, nicht schreien Marie,
Knecht Ruprecht ist böse
Und hört ihr nicht wie?"
Da faßten die Großen die Kleinen an
Adieu, und vielen Dank auch Herr Weihnachtsmann.