Susannes Weihnachtsmann
Seelenvergnügt in der Badewanne
sitzt unsre kleine blonde Susanne,
plätschert und schlenkert wie im Meer
eine halbe Sindflut um sich her.
Mama wird böse: "Na warte, du Schlingel!"
Sirrr! geht draußen die Klingel.
"Je!" sagt Muttchen. "Es klingel doch grade
immer wenn ich Suschen bade.
Nun sei mir mal hübsch brav, mein Herzblatt, ja?
Gleich ist die Mutti wieder da.
Und faß mir da oben den Griff nicht an.
Das ist die Glocke zum Weihnachtsmann;
die hängt von der Decke in langen Schnüren,
da darf beileibe kein Kind dran rühren."
Sie geht. Susi, die nun allein ist,
wäscht ihre Seife bis sie ganz klein ist,
zieht das Badelaken vom Tisch herunter
und schleift es durch sämtliche Pfützen munter.
Doch endlich wird ihr die Sache zu dumm.
Sie dreht sich energisch zur Türe herum
und ruft: "Mutti! Muttchen! Du sollst jetz kommen!
Susi hat jetz genug geschwommen!"
Alles bleibt still, und da oben hängt
der blitzblanke Griff. Susi denkt:
Wenn ich nur so'n ganz klein bißchen dran zieh,
ob der Weihnachtsmann dann durch die Türspalte sieht?
Dann will ich gleich bescheid ihm sagen
von dem dicken Ball und dem schönen Puppenwagen.
Sachte, ganz sachte steht sie auf,
greift mit den kleinen Patschhändchen hinauf...
Und denkt euch, Kinder, was nun geschah:
Es rieselt, es plätschert!
Huh! Und soviel! Huh! Und so kalt!
Susi brüllt daß es häuserweit schallt.
Mama kommt gestürzt, Mama kommt geflogen.
O weh! Susi hat die Brause gezogen!
Sitzt in der Wanne, zu Tode erschrocken,
Wasser in den Ohren, im Näschen, in den Locken.
Und sie schluchzt, während sie in Tränen fast zerfließt:
"Der Weihnachtsmann hat mis mit Wasser begießt!
Und ich hab doch nur so'n ganz klein bischen geschellt
und nur so'n ganz klein bischen bei ihm bestellt".