Das schönste aller Geschenke

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Christin Lüske, 12 Jahre

Lirada weinte, dabei könnte alles so schön sein, schließlich war morgen Weihnachten. Aber nein, alles war anders. Warum nur, warum gerade ich? Lirada fragte sich immer wieder. Sie saß vor der Tür zur Intensivstation. Ihr Vater hatte gestern einen Tannenbaum kaufen wollen, aber jemand übersah die rote Ampel und fuhr in das Auto von Liradas Vater. So war es geschehen.
Lirada schimpfte, sie konnte nicht mehr glauben, nein, es gab keinen Gott der einem zwölfjährigem Mädchen alles nahm. Vor einem Jahr war Liradas Mutter gestorben und jetzt das.
Am Abend schlief Lirada erst sehr spät im Haus ihrer Patentante ein.
Plötzlich hatte Lirada einen Traum, sie fuhr auf einem Boot, mit einem Mann. Als sie in der Mitte des Sees auf dem sie fuhren ankamen sah Lirada ihren Vater. Er lag im Krankenhausbett, neben ihm eine schwach leuchtende Kerze. Das ist die Glaubenskerze deines Vaters. Er braucht deine Hilfe. Du musst glauben, für ihn beten. Nein ,sagte Lirada, ich kann nicht beten, es gibt keinen Gott!
Am nächsten Tag dachte sie oft an ihren Traum, er war so intensiv. Lirada lag in ihrem Bett und weinte. Plötzlich wurde es hell. Lirada öffnete ihre Augen. Aber was war das? Vor ihr stand der Mann mit dem sie im Traum auf dem Boot gefahren war. Sie rieb ihre Augen. Das konnte nicht wahr sein, das gab es nicht.
Sie fasste seine Hand und ihr wurde schwarz vor Augen, dann sah sie sich am Krankenhausbett ihrer Oma. Du hast gebetet. Und sie überlebte, dein Glaube hat ihr geholfen! Das konnte nicht sein, Lirada glaubte diesem Mann nicht, sie überlebte nicht durch beten, sie überlebte durch Medizin. Schon wieder wurde Lirada schwarz vor Augen. Dann sah sie ihre Mutter. Lirada fiel auf die Knie und weinte. Nein, das durfte nicht sein , schluchzte sie, sie war mir so wichtig, wenn es Gott gibt warum tat er das? Sie wartete auf die Antwort des Mannes, aber es war nicht der Mann der antwortete, es war ihre Mutter. Lirada, es musste so sein, es war gut so, auch wenn du es jetzt noch nicht einsiehst. Es war das Richtige. Lirada schwieg. Nein, du durftest nicht sterben, jetzt auch noch Papa! Ihre Mutter schaute sie an. Dann sagte sie: Dein Vater soll überleben, du musst beten, bitte! Sie verschwand. Lirada wachte schweißnass auf, immer wieder hörte sie die Stimme ihrer Mutter sagen: Du musst beten Lirada, du musst beten. Sie wollte beten, aber sie konnte nicht. Wie auch? Immerhin konnte sie nicht glauben.
Plötzlich stellte sie sich nur noch eine Frage: Wer ist dieser Mann? Was hat er mit der Sache zu tun? Das der Traum nicht nur ein Traum ist war für Lirada klar, denn es war nicht wie ein Traum, es war irgendwie so anders. Beim Mittagessen war die Stimmung getrübt, sehr getrübt, niemand sagte etwas. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer ging Lirada an vielen Bildern vorbei und plötzlich entdeckte sie etwas. Aber, nein das konnte nicht sein, das war nicht möglich. Oder war es doch möglich? Lirada musste es wissen. Sie legte sich auf ihr Bett und schloss die Augen. Wieder kam er, dieser geheimnisvolle Mann. Wer bist du?, fragte Lirada. Der Mann antwortete: Das weißt du am besten, du hast mich doch auf dem Bild gesehen. Jesus?, erkundigte sich Lirada. Ja Lirada, der Jesus. Damals hast du noch an mich geglaubt, damals als ich für dich noch das Christkind war schenkte ich dir jedes Weihnachten das schönste aller Geschenke: deine Familie. Aber nun da du nicht mehr glaubst kann ich dir nichts mehr schenken, du hast sozusagen eine Mauer zwischen dir und mir gebaut. Und was war mit meiner Mutter? Ich bin doch immer zur Kirche gegangen und habe gebetet! Ja Lirada, aber du hast alles nur heruntergeleiert, es hat dir nichts bedeutet. Es musste sein, wenn du älter bist, wirst du verstehen warum. Mit diesem Satz verschwand er und alles war wie immer. Ja, er hatte Recht, es hatte Lirada nicht bedeutet. Nun wollte sie beten. Sie kniete sich vor das Kreuz in ihrem Zimmer und betete. Diesmal bedeutete es ihr etwas.
Plötzlich klingelte das Telefon, Lirada blickte auf. Nach einer gewissen Zeit kam ihre Tante ins Zimmer und umarmte sie. Sie rief: Lirada, dein Vater ist aus dem Koma aufgewacht, es geht ihm gut, wir werden ins Krankenhaus fahren und dort Weihnachten feiern.
Lirada hatte schon alle Geschenke aus gepackt, da hörte sie eine Stimme die fragte: Gibt es ein schöneres Geschenk als die Familie? Nein, antwortete Lirada, es war das schönste Geschenk.