Pegasus und die Käsianer
2. Teil
Unsere Freunde wußten zunächst überhaupt nicht, was los war. Was hatten sie falsch gemacht? Was hatte sie vertrieben? Sie sahen sich alle fragend an, als sie plötzlich den Grund erkannten: "PEGASUS!" riefen alle, wie aus einem Munde. Vor lauter Neugierde hatte es Pegasus in seinem Versteck nicht mehr ausgehalten und war - von ihm selber unbemerkt - immer weiter hinter seinem Busch hervorgekommen. Und dann hatte ihn der GROSSE KÄSE erkannt. Aber warum waren sie dann plötzlich so schnell verschwunden?
"Ihr habt uns belogen! Ihr habt einen Kater bei euch!" war plötzlich eine Stimme von unten zu hören. "Aber nein," rief Lisa zurück, "das ist Pegasus, er ist unser Freund, er will euch genauso helfen, wie wir! So glaubt uns doch!" _ "Wir waren und sind Mäuse!" ließ sich die Stimme wieder hören, "Unsere natürlichen Feinde sind nach wie vor die Katzen, nur gibt es bei uns keine! Keine Katze hat je einer Maus geholfen, wir sind in ihren Augen nur eine Mahlzeit!"
Lisa mußte ihre ganze Überredungskunst anwenden, um die Käsianer von der Ehrlichkeit ihrer Absichten zu überzeugen, aber nach endlosem Hin und Her zeigten sie sich doch wieder. Diesmal waren es aber deutlich mehr Soldaten und neben dem GROSSEN KÄSE standen jetzt statt der beiden Minister zwei bis an die Zähne bewaffnete Soldaten, offensichtlich eine Art Leibwache.
"Hört mir zu," begann der GROSSE KÄSE, aber jetzt deutlich weniger freundlich als vorher, "wir haben keine andere Wahl und sind auf eure Hilfe angewiesen, daher schenken wir euch nochmals unser Vertrauen. Allerdings nicht uneingeschränkt. Haltet uns diesen Kater vom Leib! Das er keine Dummheiten macht, dafür werden meine beiden Leibwächter sorgen, sie werden ihn ständig bewachen! Versucht keine Tricks!! Ich warne euch! Und vor allem warne ich diesen Kater!" - "Es tut mir wirklich leid," begann Pegasus, der sich sichtlich unbehaglich fühlte, "ich wollte euch wirklich nicht erschrecken, ..." - "Das ist dir aber vortrefflich gelungen!" warf der GROSSE KÄSE ein. "Was soll ich denn tun, um euch von meiner Ehrlichkeit zu überzeugen?" fuhr Pegasus fort, er fühlte sich ehrlich unbehaglich. "Bleib' uns von der Pelle!" entgegneten die Käsianer.
Und genau das hatte Pegasus auch vor. Also begannen die Verhandlungen zwischen Lisa und dem GROSSEN KÄSE von Neuem.
"Also, ich fahre fort, wo war ich doch gleich?? Ach ja, also eines Tages begannen unsere Stollen zusammenzustürzen: Wir hatten unseren Planeten zu stark angefressen, oder ehrlicher gesagt, wir hatten unseren Planeten vollständig aufgefressen, er bestand nur noch aus einer dünnen Schicht an der Oberfläche. Das also war das Ende! Wir benötigten für alles, was wir brauchten Käse, wie ihr wißt, sind ja auch unsere Raumschiffe aus diesem Material. Wir haben sie aus unserem letzten Käse gemacht, den wir noch hatten. Insgesamt acht Stück, sie sind mittlerweile alle gelandet und in unserem unterirdischen Stützpunkt versteckt." _ "Acht, aber Pegasus sprach doch nur von drei Raumschiffen," erwiderte Lisa. "Ja, das geschieht, wenn man einem Kater vertraut. Die restlichen sind in der Zwischenzeit gelandet, wo dieser Feigling verzweifelt versuchte, Verstärkung zu holen. Also, darf ich weitererzählen?" ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort. "Also," - 'also' schien sein Lieblingswort zu sein - "Also, um es kurz zu machen: Wir brauchen Käse! Jede Menge Käse! - - Und wir wissen nicht, woher. Allerdings haben unsere Käsefühler angezeigt, daß es auf diesem Planeten Käse geben muß. Bloß wo, wieviel und - vor allem - wie kommen wir daran!"
Da war guter Rat teuer, denn woher sie Käse bekommen sollten, das wußte Lisa auch nicht. Aber da schaltete sich Pegasus wieder vorsichtig in das Gespräch ein: "Wenn ich dazu auch etwas sagen dürfte?! Käse wird doch - soweit ich weiß aus Milch gemacht, Milch bekommen wir von den Kühen und Kühe leben auf einem ..." - "Bauernhof!" beendete der Weihnachtsmann den Satz, "Ja, natürlich und ich lebe auf einem Bauernhof und dort gibt es auch jede Menge Kühe," fuhr Mona fort, "und ich erinnere mich, daß unser Bauer jeden Morgen die Milch zur Molkerei bringt und da gibt es dann auch den Käse! Pegasus, du bist klasse!" - "Also auf zum Dorf!" rief Lisa.
"Halt!" rief der GROSSE KÄSE, "Ich muß euch leider enttäuschen, so einfach ist die Sache leider auch nicht! Es muß ein ganz besonderer Käse sein, den wir brauchen!" - "Was denn nun noch?" gab Pegasus leicht verärgert von sich, ihm dauerte das alles viel zu lange, er fühlte sich in seiner - streng bewachten - Haut gar nicht so wohl.
"Der Käse, den wir brauchen muß mit dem Nektar der Stachelblume verfeinert sein!" antwortete der GROSSE KÄSE.
"Ich bin zwar weit herumgekommen, aber von einer Stachelblume habe ich noch nie gehört," entfuhr es Lisa, "wo soll es die denn geben?" - "Das weiß ich leider auch nicht, früher wuchs sie auf unserem Planeten, daher hatte er ja sein unvergleichliches Aroma - und vor allem seine Festigkeit. Aber jetzt - und hier bei euch ...? Keine Ahnung!" gab der GROSSE KÄSE als Antwort.
"Stachelblume ... Stachelblume ...," brummelte der Weihnachtsmann vor sich hin, als er plötzlich rief: "Ja natürlich, eine Stachelblume ist ein Kaktus! Und der wächst bei uns in Afrika, GROSSER KÄSE!" - "In Afrika," fragte Mona, "und wie sollen wir dahin kommen?" - "Nichts leichter als das, wir haben doch meinen Schlitten. Ich mache meine Heilig-Abend-Tour, nur, daß ich dieses Jahr erst zum Schluß die Kinder in Afrika beschere und dann suchen wir dort einen Kaktus - äähh eine Stachelblume!"
Gesagt getan, der Weihnachtsmann, Pegasus, Mona, Lisa, der GROSSE KÄSE, seine beiden Leibwächter - die Pegasus immer noch nicht aus den Augen ließen - und zehn extra vom GROSSEN KÄSE ausgewählte Soldaten der Käsianer bestiegen den Schlitten und ssssssssttttthhhhhhhhhhh........ los ging die Reise.
Die acht Rentiere hatten ganz schön zu schleppen und sie murrten ordentlich, denn der Schlitten war ja nun um einiges schwerer geworden. Auch hatten unsere Freunde nicht gerade viel Platz neben all den Geschenken. Aber von Station zu Station wurden es ja weniger und so hatten sie auch bald genügend Platz. Es dauerte gar nicht so lange, da waren sie bald auf der ganzen Welt gewesen, es fehlte nur noch Afrika. Auch hier dauerte es kürzer, als sie dachten und auch die restlichen Geschenke waren verteilt. "So," sagte der Weihnachtsmann, "jetzt ab in die Wüste, dort finden wir auch Kakteen!" Und in nullkommanichts waren sie dort, wo es von Kakteen nur so wimmelte. Schnell fanden sie einen schönen großen Kaktus mit einer wundervollen Blüte und Lisa kletterte an dem stacheligen Stamm hoch und schöpfte mit einem kleinen Gefäß, das der Weihnachtsmann aus seinem Schlitten unter der Sitzbank hervorgeholt hatte so viel Nektar, wie sie eben tragen konnte. Dann kletterte sie wieder herab, setzte sich in den Schlitten und ab ging es wieder nach Hause.
Sie waren schon eine Weile geflogen und nicht nur Mona, die darin Erfahrung hatte, hatte bemerkt, daß die Rentiere wesentlich langsamer geworden waren, da setzten sie trotz verzweifelter Versuche des Weihnachtsmannes, der dagegen lenken wollte, zur Landung an. Sie landeten auf einem hohen schneebedeckten Berg. Ein eiskalter Wind fegte ihnen nur so um die Ohren und besonders die Käsianer hatten unter der Kälte zu leiden.
"Was ist los," wollte der GROSSE KÄSE wissen, "warum landen wir?" _ "Das wüßte ich auch gerne?" entgegnete der Weihnachtsmann. So kenne ich meine Tiere gar nicht, daß sie nicht dahin fliegen, wohin ich sie lenke." Alle waren ratlos und die Kälte kroch allen langsam aber merklich in die Glieder.
Plötzlich vernahmen alle ein leises helles Zwitschern. Jeder glaubte zunächst, sich verhört zu haben, ein Vogel in dieser Höhe, oben auf einem Berg in dieser Kälte, das konnte nicht sein. Doch als das Zwitschern immer deutlicher wurde und sie sich anschauten und merkten, das die anderen es auch gehört hatten, da war kein Zweifel möglich. Über ihnen in den Wolken zwitscherte ein Vogel.
"Da! Da ist er!" rief Mona plötzlich, die ihn als erste gesehen hatte. Und tatsächlich, aus den Wolken segelte langsam ein kleiner weißer Vogel zu ihnen herab. So einen Vogel hatten sie noch nie gesehen. Er war zwar wunderschön und schneeweiß mit strahlendblauen Augen, allerdings hatte er einen Schnabel, der viel zu groß für ihn zu sein schien.
"Wer bist du denn?" fragte ihn Lisa, die als erste ihre Überraschung überwunden hatte. "Ich bin der kleine Schneevogel! Kann ich euch helfen?"- "Wohl kaum," entgegnete Mona, die sich schon selbst vor den Schlitten gespannt sah. "Meine Rentiere gehorchen mir nicht mehr! Ich weiß nicht, wie wir hier wieder wegkommen sollen. Wahrscheinlich habe ich ihnen heute doch zu viel zugemutet." entgegnete der Weihnachtsmann. "Weißt du keinen Rat, kleiner Schneevogel?" Diese Frage war nicht etwa dumm, wie ihr vielleicht jetzt denkt 'Woher soll ein Vogel wissen, wie sie von einem Berg wieder herunterkommen sollen!' Nein, denn der Weihnachtsmann hatte bereits von dem kleinen Schneevogel gehört und wußte, daß es kein gewöhnlicher Vogel war, sondern ein ganz besonderer, der über ungewöhnliche Begabungen verfügte und so war es auch.
Der Schneevogel flog zum Leittier der Rentiere, welches als erstes vorne am Schlitten zog, setzte sich auf seinen Nacken und schien sich mit ihm zu unterhalten. Dann kam er zum Schlitten zurückgeflogen. "Ihnen ist kalt und sie sind müde! Zieh' deinen Pullover aus und zieh' ihm dem Rentier über und du wirst sehen ,Weihnachtsmann, dann geht es wieder schnell wie der Wind weiter."
Der Weihnachtsmann staunte nicht schlecht, aber ihm waren schon viele merkwürdige Dinge untergekommen, besonders heute abend. Also tat er, was der Schneevogel ihm riet, er zog seinen Mantel aus, legte ihn auf den Schlitten, dann zog er auch seinen Pulli aus. Doch bevor er vom Schlitten stieg zog er sich schnell seinen Mantel wieder über, den er merkte sofort, wie kalt es hier oben war. Dann ging er zu seinem Leittier, streichelte es, redete ihm gut zu und zog ihm seinen Pullover an, erstaunlicherweise paßte er dem Rentier sogar.
Kaum hatte er dem Tier den Pullover angezogen, da leuchteten dessen Augen und der Weihnachtsmann mußte sich beeilen, um rechtzeitig wieder im Schlitten zu sein, so schnell waren die Rentiere wieder auf den Beinen und ab ging es wieder aufwärts in Richtung unsres kleinen Städtchens. "Viel Glück weiterhin und wenn ihr wieder mal Probleme habt, laßt es mich wissen! Achja und - frohe Weihnachten!" hörten sie den kleinen Schneevogel noch rufen, aber noch bevor sie sich bedanken konnte, war er schon wieder außer Sichtweite.
"Da haben wir ja noch mal Glück gehabt," ließ sich der GROSSE KÄSE hören. "Das kann man wohl sagen," entgegnete der Weihnachtsmann, "aber jetzt nichts wie nach Hause."
In Windeseile waren unsere Freunde wieder am Strand bei den anderen Käsianern, die sie bereits mit Ungeduld erwarteten. Als sie landeten und alle ausgestiegen waren, verabschiedete sich der Weihnachtsmann von ihnen. "Wie ihr gemerkt habt, sind meine Rentiere müde, auch ich muß nach Hause, ich merke doch, daß ich nicht mehr der Jüngste bin. Jetzt werdet ihr wohl alleine zurechtkommen. Wenn ihr mich aber trotzdem noch mal brauchen solltet, ruft mich einfach, dann werd' ich schon kommen!" sprach's, stieg auf seinen Schlitten, ließ die Peitsche knallen und ssssssssssssstttttttttthhhhhhhhhhhhhh.......... war er auch schon wieder verschwunden. Er träumte schon von seinem großen Ohrensessel, in den er sich zu Hause sofort fallen lassen würde, um sich nach dieser anstrengenden Nacht erst einmal gründlich auszuruhen. Er war sich sicher, daß unsere Freunde ihn jetzt nicht mehr brauchen würden - und wenn doch, er würde ein wachsames Auge auf sie haben. - "Schade, der alte Mann war eine große Hilfe, er wird mir fehlen," sagte sichtlich betrübt der GROSSE KÄSE. "Ach was," rief Lisa, "das bißchen schaffen wir jetzt auch schon alleine!"
Es war mittlerweile kurz nach Mitternacht und unsere Freuden wurden auch langsam merklich müder. "Was liegt denn nun als nächstes an," wollte Pegasus wissen. "Na, wir müssen zur Molkerei , wenn ich mich recht entsinne," antwortete der GROSSE KÄSE. Also machten sie sich auf den langen Weg in Monas Dorf. Gottseidank hatte Mona einen breiten Rücken und so konnten sie alle darauf Platz nehmen und der Weg dauerte nicht zu lange und war nicht allzu schwer für sie.
Doch wie groß war ihre Enttäuschung, als sie feststellen mußte, daß alle Türen der Molkerei verschlossen waren. So dicht vor dem Ziel und dann ging's nicht weiter.
"Macht nichts," beruhigte Mona sie, "morgen ist auch noch ein Tag. Und die Molkerei macht sowieso immer erst morgens auf. Wir können in meinem Stall übernachten, da ist es wenigstens warm" - und in Gedanken fügte sie hinzu 'und ich hab dort meine Futterkrippe!'- "Aber wenn ich nicht bald was zu essen bekomme, dann geht es mit mir zuende," erklärte der GROSSE KÄSE und alle Käsianer stimmten ihm kopfnickend zu. Da half nichts, sie mußten sich etwas einfallen lassen.
Im Beschaffen von Eßbarem war Pegasus Meister. Er machte sich also auf die Suche nach etwas Eßbarem. Es ist verzeihlich, daß er erst etwas für sich suchte, bevor er etwas für die Käsianern versuchte aufzutreiben, denn auch er hatte immer noch einen Bärenhunger. Doch glücklicherweise brauchte er nicht lange zu suchen, in der Mülltonne des Bauernhofes fand er sowohl etwas für sich, was er sich sofort schmecken ließ, als auch etwas für die Käsianer: jede Menge Käsekrümmel. Und als er damit bei den Käsianern ankam, war die Freude riesig, der GROSSE KÄSE fand sogar einige freundliche Dankesworte für Pegasus, was dieser erfreut zur Kenntnis nahm.
Nachdem sie alle ihren Hunger gestillt hatten - bis auf Lisa, aber Puppen essen für gewöhnlich auch kaum etwas, dauerte es nicht lange und aus Monas Stall war nur noch leises Schnarchen zu hören und sonst nichts - unsere Freunde waren allesamt eingeschlafen.-
Am nächsten Morgen wurden sie allerdings sehr früh durch ein unheimliches Gepolter und Getöse unsanft geweckt. Alle schreckten sofort aus ihren Träumen hoch. "Was ist los? Was ist das für ein Höllenspektakel?"
"Die Molkerei hat aufgemacht," antwortete Mona beruhigend, "das ist das Geschepper der Milchkannen! Also dann, an die Arbeit!"
Mona beschrieb ihnen den Weg - denn als Pferd konnte sie unmöglich unbemerkt mit in die Molkerei kommen - und so schlichen Lisa, Pegasus, der GROSSE KÄSE mit seiner Leibwache und zehn weitere Käsianer in die Molkerei. Nach kurzer Suche hatten sie die Regale mit dem Käse gefunden. Vom Boden bis zur Decke Regale voll mit dem feinsten duftenden Käse. Aber alle Käse waren viel zu groß, um sie unbemerkt auf dem Schleichweg hinauszubringen, auf dem sie gekommen waren. Lisa war es, die die Idee mit dem Messer hatte, das sie auf einem Tisch hatte liegen sehen. Sie schnitten alle Käse in kleine Teile und brachten sie nach draußen. Pegasus hatte sich einen großen Topf geschnappt und war damit durch die Eingangstür gestürmt. Dabei wurde sie fast erwischt, aber der Schuh, der nach ihr geworfen wurde, verfehlte sie knapp und so konnten sie mit dem großen Topf alle Käsestücke unbehelligt in Monas Stall bringen. Von dort ging es dann zum Strand.
Dort angekommen war die Freude bei den Käsianer groß. Wie aber sollten sie jetzt den Nektar der Stachelblume in den Käse bringen? Wieder war es Lisa, die die Idee hatte, den Käse in dem Topf zu schmelzen - sowas hatte sie einmal in der Schweiz miterlebt, als sie dort bei einem Käsefondue zugesehen hatte. Aber es blieb das Problem, wie sie unter dem Topf Feuer machen sollten, um den Käse zum Schmelzen zu bringen. Denn weder ein Pferd, noch ein Kater oder eine Puppe - ganz zu Schweigen die Käsianern waren in der Lage, Feuer zu machen. Guter Rat war teuer. Der GROSSE KÄSE zog schon in Erwägung, den Weihnachtsmann oder den Schneevogel um Hilfe herbeizurufen.
"Mir fällt da plötzlich etwas ein," begann Lisa nachdenklich, da sie nicht genau wußte, ob es ihnen helfen würde, "ihr wißt doch, daß ich in diesem Haus, bei den beiden Mädchen war. Da gab es auch einen Jungen, der spielte eines Tages mit einem Stück Glas, dabei ist dann das ganze Haus abgebrannt, wie ihr ja gesehen habt. Irgendwie muß er mit diesem Glas Feuer gemacht haben! Wenn wir so ein Feuerglas hätten, dann müßte es uns doch auch gelingen, Feuer unter dem Topf zu machen." _ "Was war denn das für ein Glas?" fragte Mona, die so etwas noch nie gehört hatte - Feuer aus einem Glas - und sie dachte dabei an die Glasscheiben in ihrem Stall. "Nun, es war eine kleine runde Glasscheibe an einem Stiel." - "Sowas hab' ich noch nie gehört!" erklärte Mona.
Aber da leuchteten plötzlich Pegasus Augen. Endlich konnte er zeigen, daß er wirklich ein Freund der Käsianer geworden war und ihnen helfen wollte - wenn auch nicht ganz ohne Eigennutz, denn wenn sie weg waren, war er auch sein schlechtes Gewissen los!
Weil er sich plötzlich sehr wichtig vorkam, begann er sehr ausführlich: "Ich war nicht immer ein herumstreunender Kater. Früher einmal habe ich bei einem alten Mann gelebt und der sammelte Briefmarken." - "Ja und, was hat das jetzt damit zu tun?" rief der GROSSE KÄSE ärgerlich. Aber Pegasus ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und erzählte weiter: "Und dieser alte Mann betrachtete Abend für Abend seine Marken durch so ein - wie du es nennst - Glas am Stiel. Man nennt sowas Lupe! Durch diese Lupe konnte mein Herrchen sich seine Briefmarken genauer ansehen, es vergrößerte sie nämlich, man nennt so ein Glas deshalb auch Vergrößerungsglas.
Ich saß immer auf seinem Schreibtisch, wenn er sich mit seinen Briefmarken beschäftigte und wenn ich dann zu schnurren begann, sah er immer durch seine Lupe hoch zu mir, dabei vergrößerte sich sein Auge immer so stark, daß ich jedesmal einen furchtbaren Schreck bekam und mit einem Satz vom Schreibtisch sprang. Dabei habe ich dann immer seine Marken völlig durcheinander gebracht, darüber wurde er immer sehr wütend und deshalb blieb ich dann auch nicht sehr lange bei ihm (Die näheren Umstände verschwieg Pegasus lieber!). Und was dein kleiner Junge mit der Lupe gemacht hat, daß weiß ich auch. Ich hab' nämlich mal gesehen, wie mein Herrchen mit diesem Glas die Sonnenstrahlen eingefangen hat und dann wurde es dahinter sehr heiß." Auch, wenn Pegasus die Geschichte nicht ganz ehrlich wiedergegeben hatte - in Wirklichkeit lag er vor der Lupe auf dem Fenster und er hatte sich, als die Sonne auf die Lupe fiel fast den Pelz verbrannt - so stimmte sie doch im Wesentlichen und konnte ihnen sehr von Nutzen sein. "Sehr schön," entgegnete Mona, "bloß, wie kommen wir an eine Lupe ran?" -" Das laßt nur meine Sorge sein. Ich weiß, wo mein Herrchen seine Briefmarken kaufte und wo es Briefmarken gibt, da wird es auch Lupen geben, wenn man sie braucht, um die Marken genauer zu betrachten!" Sprach es und war auch schon verschwunden. Und tatsächlich, keine halbe Stunde später war Pegasus wieder da und im Maul hatte er tatsächlich eine Lupe. "Pegasus, du bist prima!" lobte ihn der GROSSE KÄSE . Und dieses Lob aus diesem Mund tat Pegasus sichtlich wohl.
Glücklicherweise schien die Sonne mittlerweile für einen Wintertag sehr warm und hell. Es war wolkenloser Himmel! "Dafür hat sicherlich der Weihnachtsmann gesorgt!" dachte Mona, als Lisa die Lupe auf eine alte trockene Zeitung richteten, die die Käsianer in der Zwischenzeit besorgt hatten. Als das Papier zu glimmen begann, legten sie noch etwas trockenes Gras dazu und als die ersten kleinen Flämmchen hochzüngelten, warfen sie noch kleine Holzstückchen auf den Haufen, bis ein richtiges kleines Feuer entfacht war. Dann schoben sie den Topf mit dem Käse darüber und nach relativ kurzer Zeit wurde die Luft angereichert vom starken Duft schmelzenden Käses. Die Käsianer gerieten bei diesem Duft ganz aus dem Häuschen, während Pegasus sich lieber etwas entfernt hielt, da er diesen Geruch nicht gerade als sehr appetitanregend empfand und sich lieber die Nase zugehalten hätte.
Da trat plötzlich der GROSSE KÄSE auf ihn zu: "Pegasus, es tut mir leid, daß ich am Anfang so mißtrauisch war, aber du hast sicher Verständnis dafür. Du hast dich aber mittlerweile als ehrlich und hilfsbereit erwiesen, als wahrer Freund der Käsianer. Laß uns unseren Streit vergessen, laß uns Freunde sein!" und mit diesen Worten hielt er ihm seine kleine Pfote hin und Pegasus war ganz gerührt, eine Maus bot ihm ihre Freundschaft an. Mit einer Träne im Auge reichte er ihm seine Pfote und sie beschlossen ihre Freundschaft, Pegasus und die Käsianer. Während die beiden Leibwachen auf einen Wink des GROSSEN KÄSES verschwanden - sie wurden nun nicht mehr gebraucht fand er - versprach Pegasus: "GROSSER KÄSE, ich verspreche dir, ich werde nie wieder eine Maus jagen!" - "Übertreib nicht, Pegasus," erwiderte dieser, "wovon willst du denn leben!" - Beide lachten und Pegasus dachte 'Er ist ein kluger Herrscher!'.
Als aller Käse im Topf geschmolzen war, schütteten sie den Stachelblumennektar hinzu und rührten das ganze sorgfältig um. Die in der Erde vergrabenen Käseraumschiffe, die die Käsianer mittlerweile völlig verspeist hatten, hatten jeweils einen Hohlraum hinterlassen. Diese Hohlräume dienten jetzt als Form, in die der flüssige Käse hineingegossen wurde. Kaum war er erkaltet und fest geworden, machten sich die Käsianer daran, aus den acht Käsekugeln neue Raumschiffe zu bauen, was recht zügig vor sich ging.
"Nun habt ihr es ja bald geschafft und könnt wieder nach Hause fliegen. Es freut mich, daß wir euch helfen konnten," sagte Lisa schon fast in Abschiedsstimmung. "Ja, und wir sind für eure Hilfe auch sehr dankbar!" entgegnete der GROSSE KÄSE.
Da kam plötzlich einer der Minister angelaufen und flüsterte dem GROSSEN KÄSE etwas ins Ohr und sein Gesicht verfinsterte sich zusehends.
"Alles umsonst," sagte er, "alles umsonst! Wir haben ja gar kein zu Hause mehr. Den letzten Rest unseres Planeten haben wir doch gebraucht, um unsere Raumschiffe zu bauen. Wir können nirgends landen und die Raumschiffe, die wir jetzt haben reichen auch nur eine gewisse Zeit. Es war alles umsonst, Freunde!"
Ja, tatsächlich, das hatten unsere Freunde bei allem Tatendrang völlig vergessen. Wohin sollten die Käsianer fliegen. Den Käseplaneten gab es nicht mehr. War nun doch alles umsonst gewesen? Da kam Mona ein Gedanke!
"Was ihr braucht ist nicht nur Käse, was ihr braucht ist die Möglichkeit, Käse zu machen!" Das war einleuchtend, aber wie sollten die Käsianer das anstellen?
"Was ihr braucht ist eine Kuh!" Der GROSSE KÄSE schüttelte langsam den Kopf.
"Hast du die Kühe in eurem Stall nicht geseh'n? Die sind doch viel zu groß, um in unsere Raumschiffe hineinzupassen, nicht mal in mein Raumschiff!" Das Raumschiff des GROSSEN KÄSES war natürlich um einiges größer als das der einfachen Käsianer. Aber selbst, wenn es zehnmal so groß gewesen wäre, ein Kuh würde da niemals reinpassen!
Und wieder war es Pegasus, der mit einer wirklich brillanten Idee weiter wußte, obwohl er sich seiner Sache noch nicht sicher war.
"Ich hab eine Idee," begann er und nachdem er bisher immer gute Vorschläge zum besten gegeben hatte, hörten auch alle geduldig zu, "Lisa, reich mir doch bitte mal die Lupe rüber!" Er hielt sich die Lupe direkt vors rechte Auge. "GROSSER KÄSE, was siehst du?" - "Ich sehe ein riesiges Katzenauge." antwortete er und fand den Anblick doch etwas unbehaglich. Dann nahm Pegasus die Lupe und reichte sie ihm. "Nun halte sie mit ausgestrecktem Arm von die und betrachte mich wieder durch die Lupe!" erklärte Pegasus und entfernte sich bei diesen Worten gut zwei Meter vom GROSSEN KÄSE. "Was siehst du jetzt?" - Der GROSSE KÄSE bekam zunächst kein Wort heraus, so verblüfft war er. "Was siehst du?" wiederholte Pegasus seine Frage. "Ich sehe ein winziges Kätzchen, das auf dem Kopf steht!" Mona glaubte nicht richtig zu hören, ging zum GROSSEN KÄSE, senkte den Kopf und blickte ebenfalls durch die Lupe auf den davorsitzenden Pegasus: "Wahrhaftig, ein winziger Pegasus!" entfuhr es ihr.
"Aber was soll und das helfen," fragte der GROSSE KÄSE, der aber offensichtlich noch immer beeindruckt war, von diesem kleinen Experiment.
"Ich bin mir auch noch nicht sicher, "erwiderte Pegasus, "aber diese Entdeckung habe ich damals auch gemacht, als ich wieder einmal mit dieser Lupe spielte."
Da erkannte Lisa, worauf Pegasus hinaus wollte. "Du meinst, wir sollten uns eine Kuh durch dieses Ding ansehen, sie dann verkleinern und dann in ein Raumschiff stecken?!" - "Warum nicht," entgegnete Pegasus, "einen Versuch ist es doch wert. Oder hast du eine bessere Idee?"
Aber Lisa hatte keine bessere Idee, keiner hatte eine Idee. "Also, worauf warten wir noch," rief der GROSSE KÄSE, "bevor wir es nicht versucht haben, wissen wir nicht, ob es funktioniert!" Er war immer noch sehr beeindruckt von der Möglichkeit, eine Katze auf so einfache Weise zu einem harmlosen Winzling zu machen.
Also machten sich unsere Freunde auf zum Bauernhof - Wie oft waren sie diesen Weg nun schon hin und wieder her gegangen, dachte Pegasus. Die arme Mona mußte sie wieder alle auf ihrem Rücken tragen, damit es schneller ging.
Unbemerkt kamen sie in den Kuhstall, Mona wählte mit Verstand die Kuh aus, die die meiste Milch gab, es war Luise, biß ihren Strick durch, mit dem sie angebunden war und entführte sie in ihren Stall. Dort warteten bereits Pegasus, Lisa und der GROSSE KÄSE mit zehn Käsianern, die bei der Gefangennahme der Kuh helfen sollten. Auf die Leibwache und seine Soldaten verzichtete er mittlerweile. Er hatte am Strand Befehl gegeben, alles für die Unterbringung der Kuh und den folgenden Abflug vorzubereiten. Mona stellte Luise an die Rückwand des Stalles und Pegasus hielt die Lupe hoch. "Es funktioniert! Es funktioniert!" rief Lisa, sie war doch unsicher gewesen, ob man auch eine Kuh damit verkleinern konnte. Eine Katze, naja, aber eine Kuh!
Doch wie sie alle sehen konnten, lag nun eine winzige Luise auf dem Rücken und konnte sich nicht wehren, als ihr die zehn Käsianer die Beine zusammenbanden, dann einen Stock, den sie vor dem Stall gefunden hatten durch die zusammengebundenen Beine schoben. Dann faßten vorne fünf und hinten fünf Käsianer den Stock an und hoben die Kuh hoch.
Pegasus war zu Recht stolz auf sich. Der GROSSE KÄSE legte ihm die Hand auf die Schulter: "Toll, Pegasus, ganz toll! Wer außer dir wäre auf so eine Idee gekommen!" Pegasus schnurrte, so wohl fühlte er sich. Er verschwieg, daß er selbst nicht so ganz an das Gelingen dieses Unternehmen geglaubt hatte. Aber was soll's, dachte er, wir haben die Kuh - und nur das zählt! Und damit hatte er recht!
"Sag' mal, GROSSER KÄSE," begann Lisa plötzlich, der es gar nicht paßte, das Pegasus so im Mittelpunkt aller Beachtung stand, "wißt ihr eigentlich, wie man aus Milch Käse herstellt?"
Betretenes Schweigen! Daran hatte sie alle in ihrer Begeisterung für Pegasus' Plan nicht gedacht. Nein, das wußten die Käsianer natürlich nicht. Darum hatten sie sich noch nie kümmern brauchen. Lisa genoß es, daß sie es war, die an diesen wichtigen Punkt gedacht hatte. Aber Mona beruhigte die Käsianer schnell wieder.
"Kein Problem," erklärte sie, "in der Molkerei, wo sie Käse machen, gibt es bestimmt ein Buch mit Käserezepten, ich geh' es holen!" Der GROSSE KÄSE war erleichtert. So leicht hatten sie noch keins ihrer Probleme beseitigen können, er vertraute Mona völlig, warum wußte er auch nicht.
Glücklicherweise war es mittlerweile Mittag geworden und die Menschen in der Molkerei machten gerade Pause, so daß sogar die große Mona unbemerkt hineinkommen konnte, denn über Mittag wurden die Türen nicht verschlossen, daß wußte Mona.
Doch als sie im Gebäude war fand sie nirgends ein Buch, nicht einmal einen Zettel, mit einem Rezept. Das hatte sie nicht erwartet. Sie suchte alle Räume ab - nichts!
"Suchst du irgendwas," hörte sie plötzlich eine brummige Stimme. Mona drehte sich um, sie konnte niemanden erkennen, aber sie hatte doch deutlich jemanden sprechen gehört.
"Wenn du mich suchst, ich sitze hier oben im Regal," ließ sich die Stimme wieder hören und als Mona nach oben blickte, sah sie oben auf dem Regal tatsächlich jemanden sitzen. Es war eine Teddybär. Der Teddy blickte freundlich auf sie herab, ganz im Gegensatz zu seiner Stimme, die klang gar nicht freundlich, sondern ziemlich brummig, was allerdings bei einem Bären auch nicht weiter verwunderlich ist.
"Wer bist denn du und wo kommst du her," wollte Mona wissen. "Ich werde Teddy genannt, ich hab mal dem Sohn vom Bauern gehört, bis er einen neuen Teddy bekam, da wollte er mich nicht mehr, seitdem sitze ich hier in der Molkerei und schau' den Leuten bei der Arbeit zu, beachten tut mich eh keiner hier oben. Aber sag' mal, was machst du hier? Seit wann kommen Pferde in die Molkerei?" Mona erzählte ihm, daß sie das Buch mit den Käserezepten suche, mehr wollte sie dem Teddy - zumindest vorerst - nicht verraten.
"Sag' mal, glaubst du im Ernst, die machen den Käse hier nach einem Rezept aus einem Buch? Ich sitze hier seit bald fünf Jahren und seit dem arbeiten hier immer die gleichen Leute, aber mit einem Kochbuch hab ich sie noch nie arbeiten sehen. Die kennen alle Rezepte auswendig!" - "Ich muß aber wissen, wie man Käse macht," rief Mona verzweifelt.
"Och, wenn's weiter nichts ist!" brummte Teddy nicht ohne Stolz, "das kann ich dir verraten!" - "Du," fragte Mona ungläubig. "Ja, natürlich, wie gesagt, ich sitze doch hier oben schon bald fünf Jahre und schaue den Leuten bei der Käsezubereitung zu. Welches Rezept soll ich dir nennen?"
Mona war begeistert! Das war ja noch besser, kein Rezeptbuch, sondern ein - naja, man kann fast sagen, ein Käsekoch. Nun entschied sie sich doch dafür, ihm zu sagen, wer das Rezept brauchte und so erzählte sie ihm, so kurz es ging, wer das Rezept benötigte und wofür. Zu ihrer größten Überraschung war Teddy sofort begeistert: "Ich werde gebraucht! Ich komme aus der Molkerei heraus! Man brauch' meine Hilfe!"
Teddy konnte sich gar nicht mehr beruhigen, so geriet er aus dem Häuschen vor lauter Vorfreude, aus der Molkerei herauszukommen. Das klappt ja besser als ich gehofft hatte, dachte Mona und brachte Teddy mit nach draußen. Teddy war überhaupt nicht überrascht, er tat so, als ob er jeden Tag mit Käsianern zu tun hätte.
Nach kurzer Aussprache mit dem GROSSEN KÄSE, der ihn sofort zum käsianischen Oberhofkäsemeister ernannte, erklärte sich Teddy bereit, mit den Käsianern mitzufliegen.
Nun konnte sie sich getrost auf den Rückweg zum Strand machen. Alle Probleme schienen beseitigt, einer Neugründung eines Käseplaneten stand nun nichts mehr im Weg. Für Proviant bis dorthin war - durch die neuen Raumschiffe - gesorgt, Milch bekamen sie von Luise und Teddy würde sich um die Käsezubereitung kümmern. Und wenn sie ein Stück vom hier zubereiteten Käse aufbewahren würden, so würde es auch genügen, um jeweils den neuen Käse immer wieder mit dem Aroma der Stachelblume zu versehen, sie durften nur nie den Käse ganz aufessen. Es war also an alles gedacht. So jedenfalls waren auch die Gedanken des GROSSEN KÄSES, der sich als Herrscher der Käsianer damit natürlich auseinandersetzen mußte.
Als sie endlich am Strand angekommen waren, verabschiedeten sie sich herzlichst, alle Käsianer sangen für unsere Freunde - und besonders für Pegasus - ein Dankeslied und man beschloß, sich auch irgendwann mal wiederzusehen.
Endlich schloß sich hinter dem letzten Käsianer die Tür und alle Raumschiffe standen startbereit am Strand. Pegasus, Mona und Lisa gingen einige Schritte zurück - Vorsichtshalber, wie der GROSSE KÄSE gesagt hatte - und winkten den Käsianern zum Abschied. Gleich mußten die Raumschiffe abheben. -
Lisa verstand nichts von Raumfahrt und Raumschiffen, aber es dauerte ihr doch etwas lange und unsere Freunde sahen sich fragend an, als nach endlosen Sekunden oder waren es bereits Minuten verstrichen, die Raumschiffe immer noch unbeweglich am Strand standen.
"Da stimmt was nicht," stellte Mona schließlich fest und tatsächlich. Plötzlich öffnete sich ein Loch im Raumschiff des GROSSEN KÄSES und er persönlich erschien in der Luke.
"Also, ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Dinger rühren sich nicht," sagte er verzweifelt. "Und ich dachte, wir hätten alle Probleme aus der Welt geschaffen!" Er machte einen sehr besorgten Eindruck. "Womit fliegt ihr den," fragte Mona, "was für einen Treibstoff habt ihr? Und mit welchem Antrieb kommt ihr voran?" Als Pferd verstand Mona schon etwas von Motoren, immerhin hatten die sie fast arbeitslos gemacht.
"Treibstoff, Motor, Antrieb??" der GROSSE KÄSE verstand kein Wort. "Ich bin der GROSSE KÄSE," begann er, "davon verstehe ich nichts! Ich habe mich immer nur in ein Raumschiff gesetzt, gestartet und bin losgeflogen - und es hat immer geklappt - bisher!" - "Schick doch mal einen deiner Techniker oder Maschinisten heraus oder wie ihr sie nennt." - "Techniker?? Maschinisten?? Sowas haben wir nicht. Jeder von uns kann so ein Schiff fliegen," versuchte er eine Erklärung, "dazu gehört nichts. Wir haben auch keine Maschinen da drin, wozu also einen Maschinisten?"
"Keine Maschine? Ja, wie um alles in der Welt fliegt den so ein Ding?" wollte Mona wissen. - "Das weiß ich auch nicht! Es fliegt eben! Wieso, ist das was Besonderes," wollte er wissen. "Offensichtlich ja doch," bemerkte Mona, "denn jetzt fliegen sie ja nicht!" - "Leider!"
Teddy, der die ganze Zeit aus dem Raumschiff herausgeschaut hatte, hatte sich alles still angehört. "Was uns also fehlt," mischte er sich jetzt ein, "ist ein Antrieb!" - "Ja, genau!" pflichtete ihm Lisa bei, obwohl sie nicht genau wußte, was das war, aber sie wollte nicht nur still dabeisitzen, wenn es galt, ein neues Problem zu beseitigen. Aber so sehr sie auch überlegten, es fiel ihnen keine Lösung ein. Die anderen Raumschiffe hatten sich in der Zwischenzeit auch alle wieder geöffnet und einige Käsianer waren bereits wieder ausgestiegen. Mußten sie jetzt für immer auf der Erde bleiben?
Teddy war ebenfalls ausgestiegen und hatte sich direkt an das Ufer gesetzt. Er blickte sehr ernst und schien angestrengt nachzudenken. Lisa setzte sich neben ihn und versuchte ebenfalls einen nachdenklichen Gesichtsausdruck zu machen, aber sie wußte nicht, in welcher Richtung sie nachdenken sollte. Gedankenverloren hob sie Steinchen auf, die neben ihr lagen und warf sie ins Wasser. Sie hüpften zwei-, drei-, viermal auf der Wasseroberfläche und gingen dann gluckernd unter. Teddy blickte den Steinen nach. Er sah, wie sie über das Wasser sprangen, dann untergingen und wie dabei kleine Luftblasen an die Oberfläche stiegen und dort zerplatzten.
Plötzlich sprang er auf. "Ich hab's, ja natürlich, so müßte es klappen," rief er aufgeregt. "Pegasus, lauf in die Stadt und besorg' uns eine Kerze!" - "Wo soll ich jetzt eine Kerze herbekommen," fragte Pegasus ärgerlich. "Aber Pegasus," mischte sich Mona ein, "es ist Weihnachten, da wirst du doch wohl irgendwo in der Stadt eine Kerze auftreiben können." Pegasus nickte und lief los.
"Was hast du vor," wollte der GROSSE KÄSE wissen und da zeigte sich, wie gut es war, daß sie Teddy gefunden und überredet hatten mitzukommen.
"Hört zu! Lisa, die Luftblasen, die deine Steine verursachten, haben mich auf die Idee, gebracht." Als Lisa das hörte, war sie stolz, doch etwas zu Teddys Idee beigetragen zu haben, auch wenn sie noch nicht wußte, was das werden sollte.
"Jedesmal, wenn eine Luftblase nach oben kam, dann platzte sie mit einem kleinen leisen 'Plopp!'. In unserem Käse, da sind auch Luftblasen drin!" Mona schaute ihn ungläubig an, aber die Käsianer bestätigten es sofort durch eifriges Kopfnicken. "Daher stammen ja auch die Löcher im Käse," erklärte er weiter, "das sind Löcher, die am Rande liegen und beim teilen durchgeschnitten wurden. Aber direkt unter der Oberfläche des Käses liegen auch Löcher!" - "Ja und, was soll das?" der GROSSE KÄSE wurde doch etwas ungeduldig, da er Teddys Plan noch nicht verstand, "Was willst du denn mit der Kerze?"
"Ganz einfach," erklärte Teddy weiter, "wir stellen die Kerze unter die Raumschiffe und das Loch, was dann unter der Oberfläche des Käses, also direkt über der Kerze ist dehnt sich bei der Wärme der Kerze aus und ..." - "... und platzt dann!" jetzt hatte auch der GROSSE KÄSE erkannt, was Teddy vorhatte. "Teddy, du bist genial!" - "Und durch dieses 'Plopp!' müßte meiner Überlegung nach das Raumschiff genügend Antrieb bekommen, um abzuheben!"
Nach einigen Sekunden, die die Käsianer brauchten, um diese geniale Lösung ihres Problems zu verstehen, brach bei ihnen ein unbeschreiblicher Jubel los und sie trugen Teddy auf Händen, immer im Kreis um das Raumschiff des GROSSEN KÄSES herum.
Als Pegasus endlich mit der Kerze kam - es war zwar nur ein kleiner Kerzenstummel, aber der genügte Teddy völlig - begriff er überhaupt nicht, was los war. Daß dieser Jubel nicht ausbrach, nur weil er eine Kerze mitbrachte war ihm schon klar. Und da sich niemand die Mühe machte ihm nun alles nochmals zu erklären, fragte er auch nicht weiter, sondern sah zu, was Teddy vorhatte.
Da unter dem Topf mit dem geschmolzenen Käse immer noch etwas Glut flackerte, war es für Teddy ein leichtes, ein Stück Papier zu entflammen und damit die Kerze anzuzünden. Dann stellte er sie unter das erste Raumschiff.
Alles wartete gespannt. Die Sekunden verstrichen, sie schienen Teddy endlos, doch plötzlich gab es ein lautes 'Plopp!', viel lauter, als er es erwartet hatte und das Raumschiff hob tatsächlich vom Boden ab und schwebte langsam, aber stetig in den Himmel. Er war zu recht stolz auf sich und auch der GROSSE KÄSE nickte ihm schweigend zustimmend zu. Nun stellten sie die Kerze unter das zweite, dann unter das dritte Raumschiff, solange, bis nur noch das große Raumschiff des GROSSEN KÄSES am Strand stand.
"Nun ist es wohl endgültig an der Zeit Abschied zu nehmen, "begann der GROSSE KÄSE, "ich bin froh und glücklich, daß wir euch getroffen haben. Ich bin stolz darauf, solche Freunde zu haben. Eines Tages werden wir sicher wiederkommen, um euch zu besuchen, das verspreche ich!" - "Nun laß es man gut sein," brummte Teddy als er einstieg, "komm' endlich, mir kommen sonst gleich die Tränen, dabei bin ich doch glücklich endlich aus dieser Molkerei rauszukommen. - Also, Lisa," rief er ihr zu, "du hast hoffentlich genau zugesehen und weißt, was du nun zu tun hast!" - "Aber klar, Teddy," rief sie, "alles Gute und kommt gut heim!"
Dann stieg auch endlich der GROSSE KÄSE in sein Raumschiff, die Luke schloß sich hinter ihm und Lisa stellte die Kerze unter das Raumschiff.
Während unsere Freunde gemeinsam auf das letzte große 'Plopp!' warteten hing jeder seinen Gedanken nach. Sie dachten alle nochmals an die letzten Stunden zurück, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hatten, wie sie zunächst unsicher waren - vor allem Pegasus - und wie sie dann doch jedes Hindernis mit vereinten Kräften aus dem Weg geräumt hatten. Sogar Pegasus wischte sich mit der Pfote eine Träne aus dem Augenwinkel. "Verflixt," dachte er, "doch nicht wegen einer Maus!" -
Da wurden sie alle aus ihren Gedanken durch ein letztes 'Plopp!' herausgerissen und sie schauten noch lange dem letzten käsianischen Raumschiff hinterher, schon als es längst in den Wolken verschwunden war.
"Viel Glück!" dachten alle gemeinsam. "Und jetzt," unterbrach Lisa das Schweigen, "was ,machen wir jetzt, Freunde?" Und da wurde Pegasus und Mona erst richtig bewußt, daß sie eine neue Freundin gefunden hatten. Nun waren sie also zu dritt!
"Drei ist eine gute Zahl," stellte Mona fest.
Und in ihrer übersprudelnden Art lachte Lisa: "Wo ist das nächste Problem, das wir beseitigen sollen? Wem können wir als nächstes helfen? Uns dreien ist nichts unmöglich!"
"Ja, ja," lächelte Mona, "aber heute bitte nicht mehr, mir reicht's fürs Erste. Ich brauche erst mal meinen Schlaf."
Pegasus nickte und folgte Mona auf dem Weg zu ihrem Stall.
"Na gut, dann eben erst morgen," lachte Lisa und folgte den beiden fröhlich, denn sie war besonders glücklich, schließlich hatte sie ja sogar zwei neue Freunde gefunden und wer kann das schon von sich sagen!-